Es gibt viele Gründe für ein schnelles Wachstum von Unternehmen. Produkte treffen den Nerv der Zeit, die Nachfrage nach gewissen Produkten steigt durch Förderungen und Zuschüsse in hohem Maße, Firmen werden aufgekauft um wettbewerbsfähig zu bleiben oder aber ein Unternehmen macht schlichtweg einen sehr guten Job.
Auf den ersten Blick würde sich vermutlich ein jedes Unternehmen diese vermeintlich glückliche Situation wünschen. Wer beschwert sich schon, wenn man Geld verdienen oder das Unternehmen wachsen kann. Setzt man sich mit diesem Thema jedoch etwas intensiver auseinander, erkennt man schnell, dass es bei jenen Unternehmen auf kurz oder lang nicht nur hier und da zwickt, sondern dass diese Situation sogar die Existenz des Unternehmens bedrohen kann.
Das ist häufig dann der Fall, wenn der Umsatz wächst, nicht aber die Organisation als solche, sodass die zusätzliche Mehrarbeit vom bestehenden Personalstamm erledigt werden muss. Werden Firmen hinzu gekauft müssen zusätzlich Prozesse, Infrastruktur und Arbeitsweisen angeglichen werden, was häufig parallel zum normalen Tagesgeschäft passiert. Die Konsequenz ist ein signifikanter Anstieg der Arbeitsmenge pro Mitarbeiter.
Kurzfristig mag es einfach und logisch erscheinen zusätzliche, vielleicht sogar themenfremde Aufgaben auf bestehende Mitarbeiter umzuwälzen. Schließlich kennen sie das Unternehmen bereits sehr gut und müssen nicht erst eingearbeitet werden. Hält dieser Zustand jedoch an, kann diese permanente Belastung im schlimmsten Falle zu einem Burn Out führen, sodass der Mitarbeiter - mitsamt seines Know How’s - dem Unternehmen über einen längeren Zeitraum nicht mehr zur Verfügung steht. Vor allem in kleinen Abteilungen kann der Ausfall von nur einem Mitarbeiter bereits erhebliche Konsequenzen haben. Die Arbeit wird auf die übrigen Köpfe verteilt, deren Stress-Empfinden steigt und der nächste Ausfall ist nur eine Frage der Zeit.
Dass dieses Szenario nicht unwahrscheinlich ist, zeigen vielseitige Studien zur Belastung am Arbeitsplatz. 40% der Arbeitnehmer fühlen sich oft abgearbeitet und verbraucht und 20% glauben sogar, dass sie das Arbeitstempo nicht mehr lange mitmachen können.
Doch wie vermeide ich nun eine Überlastung meines Unternehmens?
Der erste und wichtigste Schritt ist zu Erkennen, ob Belastung ein Thema für Ihr Unternehmen ist. Arbeiten Ihre Mitarbeiter mehr, als im Arbeitsvertrag geregelt? Kümmern sich Ihre Mitarbeiter um Themen, die nicht in ihrer Job-Description stehen? Wie ist die Stimmung in Ihrem Unternehmen? Werden Themen zeitnah abgearbeitet? Ist der Krankenstand höher als üblich? Stellt das Ausfüllen des Urlaubskalenders eine Herausforderung für Sie dar?
Dies lässt sich relativ einfach feststellen, in dem man diesen Fragen Zeit widmet, das Gespräch mit den Mitarbeitern sucht und ihnen zuhört. Sich einzugestehen, überlastet zu sein, interpretieren viele Menschen als Schwäche, daher ist es hier besonders wichtig zwischen den Zeilen zu lesen und eine offene Gesprächsatmosphäre zu schaffen, in der Kritik und Sorgen besprochen werden können.
Wenn Sie nun feststellen, dass Ihre Mitarbeiter bereits am Limit sind, das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, ist es im nächsten Schritt nicht nur wichtig einen Veränderungsprozess anzustoßen, sondern auch absolut dringend. Nicht zu handeln, wäre fahrlässig.
Das einzig Gute in einer solchen Situation ist, dass die Bereitschaft zur Veränderung - einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren bei Veränderungen - mit hoher Wahrscheinlichkeit gegeben ist, da die Mitarbeiter nicht erst überzeugt werden müssen, sondern von sich aus eine Veränderung anstreben.
Besonders erfolgreich sind laut Von Kyaw und Claßen solche Unternehmen, die Veränderungen ermöglichen und diese nicht blockieren; Unternehmen, die ihre Situation analysieren, die Organisation und ihre Prozesse erfassen und neu designen und bei alldem die Mitarbeiter bei der Visualisierung des „neuen Unternehmens“ einbeziehen. Schließlich weiß meistens derjenige am besten, wo der Schuh drückt, der den Schuh trägt.
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